Libyen – Geschichte eines zerrissenen Landes, Teil I


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Libyen – Geschichte eines zerrissenen Landes, Teil I: Vom Altertum bis zur italienischen Eroberung 1911

Der Vortrag ist auf einen späteren Termin verschoben.

Referent: PD. Dr. Klaus-Peter Todt

Libyen gehört heute zur Gruppe der von langwierigen bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen zerrissenen failed States. Dabei gerät völlig aus dem Blick, dass dieses Land durch eine fast dreitausendjährige Geschichte mit Europa eng verbunden ist. In der Spätzeit des Pharaonen-Reiches spielten die Libyer als Söldner eine bedeutende Rolle und stellten einige wichtige Könige des Nillandes, vor allem den im Buch der Könige (1, 14.25-27) erwähnten Pharao Sisak bzw. Scheschonk I. (945-924 v. Chr.). Mitte des 7. Jahrhunderts v. Chr. gründeten dorische Griechen eine Reihe von Städten an der Nordküste des heutigen Libyen, vor allem Kyrene, deren Ruinen heute noch an eine jahrhundertlange kulturelle Blütezeit erinnern, die sich in in römischer Zeit fortsetzte. Das von den Phöniziern geprägte Tripolitanien brachte einen bedeutenden römischen Kaiser hervor, Septimius Severus (193-211), der aus Leptis Magna stammte und seine Heimatstadt nach Übernahme der Kaiserherrschaft mit prachtvollen Bauten schmückte. Aus der Stadt Kyrene stammte der Philosoph, Schriftsteller und Bischof Synesios, der einen bedeutenden deutschen Schriftsteller des vorigen Jahrhunderts, Stefan Andres, zur Abfassung einer spannenden Romanbiographie inspirierte (Die Versuchung des Synesios, 1971 erschienen). Das tragische Leben des Synesios kann vor allem aus seinen Briefen rekonstruiert werden.
Nach der arabisch-islamischen Eroberung des Landes in den 40er Jahren des 7. Jahrhunderts war Libyen Teil der Kalifenreiche der ʻAbbāsiden (750-1258) und der mit diesen verfeindeten Fāṭimiden (909-1171). 1551 wurde Libyen osmanische Provinz. Bis 1816 war Tripolis ein berüchtigtes Piratennest und ein Hauptumschlagsort für den Trans-Sahara-Handel. In den Jahren 1801-1805 kam es zu einem Seekrieg zwischen den Herrschern von Tripolis und den gerade gegründeten USA, da die Piraten aus Tripolis es zeitweise vor allem auf amerikanische Handelsschiffe abgesehen hatten. Die USA hatten nämlich nach dem Unabhängigkeitskrieg gegen Großbritannien ihre Flotte abgerüstet, so dass ihre Handelsschiffe schutzlos waren. Als Reaktion auf die unverschämten Tributforderungen der Qaramanli-Emire von Tripolis schufen die USA erneut eine starke Kriegsflotte mit besonders kampfstarken Fregatten, die diese schließlich zum Verzicht auf weitere Angriffe auf amerikanische Schiffe zwang. Als Großbritannien Malta erobert hatte, machte es der tripolitanischen Piraterie bis zum Jahre 1816 ein Ende. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts erforschten auch deutsche Reisende Libyen und die Sahara bis nach Timbuktu und zum Tschad-See, vor allem Christian Gottfried Ehrenberg (17965-1876), Heinrich Barth (1821-1865) und Gerhard Rohlfs (1831-1896).

Weitere Informationen folgen noch.