Libyen – Geschichte eines zerrissenen Landes


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Libyen – Geschichte eines zerrissenen Landes

Referent: PD Dr. Klaus-Peter Todt (Mainz)

Libyen gehört heute zur Gruppe der von langwierigen bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen zerrissenen failed states. Dabei gerät völlig aus dem Blick, das dieses Land durch eine fast dreitausendjährige Geschichte mit Europa eng verbunden ist.
Mitte des 7. Jahrhunderts v. Chr. gründeten dorische Griechen eine Reihe von Städten an den Küsten des Landes, deren Ruinen heute noch an eine jahrhundertelange kulturelle Blütezeit erinnern, die sich in römischer Zeit fortsetzte. Das griechisch-römische Libyen brachte einen Kaiser (Septimius Severus, 193-211), und einen bedeutenden Philosophen und Schriftsteller hervor, Synesios von Kyrene (ca. 370-ca. 413), der einen bedeutenden deutschen Schriftsteller des vorigen Jahrhunderts zu einer spannenden Romanbiographie inspirierte (Stefan Andres, Die Versuchung des Synesios, 1971). Nach der arabisch-islamischen Eroberung war Libyen über Jahrhunderte Teil der Kalifate der ʻAbbāsiden (750-1258) und der Fāṭimiden (909-1171). 1551 wurde das Land osmanische Provinz. Tripolis war bis 1816 ein berüchtigtes Piratennest, dessen Herrscher 1801-1805 deswegen in einen Seekrieg mit den jungen USA verwickelt waren. 1911 besetzten die Italiener zunächst die Küstengebiete. Unter Mussolini Herrschaft (1922-1943) war das Land Schauplatz eines mörderischen Kolonialkrieges, bei dem die italienischen Faschisten nicht vor dem Einsatz von Giftgas und der Inhaftierung eines Großteils der Bevölkerung in Konzentrationslagern zurückschreckten. 1941 kam das deutsche Afrikakorps unter General, später Generalfeldmarschall Erwin Rommel nach Libyen, um die Italiener im Kampf gegen die britische 8. Armee zu unterstützen. Zwischen 1943 und 1951 stand das Land unter britischer und französischer Verwaltung. Erst 1951 erhielt es mit der Staatsform Monarchie seine Unabhängigkeit. Am 1. September 1969 beendete der Staatsstreich einer Gruppe junger Offiziere die Herrschaft des ersten und einzigen Königs. Bis zum Ausbruch des Bürgerkrieges Anfang 2011 bzw. bis zu seinem Sturz in den Jahren bestimmte dann vor allem der bizarre Revolutionsführer Muʻammar al-Qaḏḏāfi („Gaddafi“, 1942-2011) die Politik des Landes.

Kosten: 5,00 €, Schüler/innen und Studierende frei, Inhaber der Gästekarte zahlen 1 € weniger.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Katholischen Erwachsenenbildung Mittelmosel.