Walther Rathenau und der Vertrag von Rapallo (1922)


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Walther Rathenau und der Vertrag von Rapallo (1922)

Referent: Prof. Dr. Klaus-Peter Todt, Mainz


In einer Reihe von Vorträgen befasst sich die Kueser Akademie mit den historischen Kontexten, in denen der Krieg Russlands gegen die Ukraine und die Reaktionen Deutschlands stehen. Den Auftakt macht ein Vortrag in der Reihe „Jahrhundertgeburtstagskinder“ zum Abkommen von Rapallo 1922, in dem Deutschland und Sowjetrussland u.a. eine militärische Zusammenarbeit verabredeten.

 

Deutschland und Sowjetrussland (noch nicht die Sowjetunion) befanden sich Anfang der 20er Jahre außenpolitisch in der Isolation. Deutschland wurde trotz des Versailler Friedensvertrages von den Siegermächten des Ersten Weltkrieges, vor allem von Frankreich, immer noch mit großer Feindseligkeit behandelt. Auch Sowjetrussland begegneten die Westmächte mit demonstrativer Ablehnung. Aus dieser Situation wollten das Deutsche Reich und Sowjetrussland durch einen Vertrag ausbrechen: Beide Seiten verzichteten auf Reparationen, nahmen die diplomatischen Beziehungen wieder und beschlossen beiderseitige Handels- und Wirtschaftsbeziehungen.

Die Verhandlungen liefen schon seit 1921. Erst die sog. Pyjamakonferenz in der Nacht vom 15. auf den 16. April 1922 in Rapallo brachte dann den Durchbruch und der Vertrag wurde am nächsten Tag von Vertretern beider Seiten unterzeichnet. Er leitete eine Phase intensiver Zusammenarbeit zwischen dem Deutschen Reich und Sowjetrussland (ab dem 30.12.1922 Sowjetunion) ein.

Vorher gab es schon länger Geheimverhandlungen, in denen auch auf militärischem Gebiet Abkommen getroffen wurden. Diese ermöglichten der Reichswehr die Entwicklung von Waffen (Flugzeuge und Panzer), deren Besitz ihr eigentlich vom Versailler Vertrag verboten war. Sowjetrussland bekam dafür die Technik, seine Ölvorkommen abzubauen und damit Handel zu betreiben. Wieweit Rathenau darin eingeweiht war, oder schlichtweg überrumpelt wurde, wird immer noch diskutiert.

Diese Phase der deutsch-sowjetischen Kooperation endete erst mit der verhängnisvollen Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933.

Kurs-Nr.: V 22/05

Eintritt: 8,00 € (Bezahlung an der Abendkasse)