25. November 2015 :: Beginn 14 Uhr

Internationales Doktorandenkolloquium

"Coincidentia Oppositorum": Cusanus bei Johann Georg Hamann

Referent: Dr. Sergeij Volzhin, Staatliche Universität St. Petersburg

Dr. Volzhin untersucht in einem DAAD-finanzierten Forschungsaufenthalt die Rezeption Hamanns der cusanischen Koinzidenzlehre. Er stellt erste Ergebnisse seiner Forschung vor. Dass die Rolle Hamanns als Vermittler der Koinzidenz-Tradition in der Philosophiegeschichte eine bedeutende war, ist bekannt. Dies bezeugen viele Autoren, bei Hegel angefangen bis in die jüngere Forschung hinein, und dies hauptsächlich bezüglich Brunos Einfluss auf Hamanns Koinzidenzdenken. Und doch, wie Raymond Klibansky nachgewiesen hat, es war eigentlich Gotthold Ephraim Lessing, der Cusanus in Deutschland wiederentdeckte und kurz vor seinem Tod (1781) die Übersetzung von De pace fidei anregte sowie eine Edition mit einem Kommentar plante. War Lessing der einzige, der sich damals in Deutschland mit Cusanus beschäftigte? Hamann kannte früh genug - bereits in der zweiten Hälfte der 50er Jahre, etwa zwischen 1753 und 1756 - mindestens den Namen des Cusanus. Die Frage ist, ob Hamann Cusanus' Philosophie unmittelbar aus dessen Schriften kannte und ein direkter Bezug auf Cusanus' Koinzidenzlehre vorhanden ist. Immerhin: wenn nicht mit Schriften des Cusanus, so sollte Hamann doch mit einigen seiner zentralen Ideen gut vertraut gewesen sein, weil die Ideen des Kardinals nachweislich bei den italienischen Denkern Pico della Mirandola und Marsilio Ficino auftauchen, dessen Schriften Hamann gut kannte, sowie bei den deutschen Humanisten Reuchlin, Agrippa von Nettesheim und Johannes Trithemius. Schon in den 60er Jahren kannte Hamann auch die von Anton Joseph Kirchweger editierte "Aurea catena Homeri" sowie auch einige Schriften von Jacob Böhme. Hinsichtlich der Linie "Cusanus-Böhme-Hamann-Baader-deutsche Idealisten" ist nicht zu übersehen, dass Herder und Lavater die frühesten "Leitbilder" des jungen Baader gewesen sind, vor allem Herders "Älteste Urkunde des Menschengeschlechts". Es lässt sich vermuten, dass Hamann auch für Herder und Lavater hinsichtlich Böhme ein "Codex" gewesen war. Doch welche Rolle Hamann in dieser Linie der Überlieferung der Mystik, Naturphilosophie und Koinzidenzlehre spielt, wäre noch zu klären.

Ort: Kueser Akademie (Gestade 6, 2. Stock)

Teilnahme nur nach vorheriger Anmeldung

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