29. November 2017 :: 19 - 20 Uhr

Jahrhundertgeburtstag

"... ebenso bedränge ich ihn durch die Östliche Kirche, die der bessere Teil der allgemeinen Kirche ist ...". Martin Luther, das Luthertum und die orthodoxen Kirchen des Ostens im 16. Jahrhundert

PD Dr. Klaus-Peter Todt

Gerne wird den von orthodoxen Christen bewohnten Teilen Europas die Zugehörigkeit zum europäischen Kulturkreis mit dem Argument abgesprochen, die orthodoxen Völker hätten keinen Anteil an Reformation und Aufklärung gehabt. Beides trifft freilich nicht zu. Bereits bei der Leipziger Disputation widersprach Martin Luther der Behauptung seines Kontrahenten Johannes Eck, der Papst sei das unbestrittene Oberhaupt der gesamten Christenheit, mit dem Hinweis auf die orthodoxe Christenheit, die den uneingeschränkten Führungsanspruch des Papsttums niemals akzeptiert hatte. Erst in den siebziger Jahren des 16. Jahrhunderts kam durch Stephan Gerlach, den protestantischen Prediger des kaiserlichen Botschafters David von Ungnad, ein direkter Kontakt zwischen dem ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel und der Leitung der Württembergischen Landeskirche zustande. Auf der Basis der Augsburgischen Konfession, die der sächsische Theologe Paul Dölsch in klassisches Griechisch übersetzt hatte, erhofften sich die Protestanten eine Union mit der orthodoxen Kirche des Ostens. Ein über acht Jahre hin geführter Austausch von Briefen (1574-1582) zeigte freilich nach einiger Zeit, dass Protestanten und Orthodoxe in vielen theologischen Fragen keine Übereinstimmung erzielen konnten. 1582 brach der ökumenische Patriarch Jeremias II. den theologischen Austausch mit den Tübinger Theologen ab. Als die Briefe dem römisch-katholischen Theologen Socolovius in die Hände fielen, publizierte dieser sie, um zu zeigen, dass auch die Orthodoxen die Protestanten als Häretiker betrachteten. In Polen-Litauen kämpften Protestanten und Orthodoxe Seite an Seite gegen die von der polnischen Krone begünstigte Gegenreformation. Auf orthodoxer Seite nahm Kyrillos Lukaris als Exarch des Patriarchen von Alexandria an diesen Auseinandersetzungen teil. Als Patriarch von Konstantinopel (1620-1638) publizierte Lukaris 1629 ein Glaubensbekenntnis, in dem er kalvinistische Lehren propagierte. Im Europa des Dreißigjährigen Krieges schlug dieser Text wie eine Bombe ein. In Rom schrillten die Alarmsirenen. Drohte die Kalvinisierung der orthodoxen Kirchen?

Ort: Kueser Akademie, Gestade 6, 2. Etage

Eintritt 5,00 €

In Kooperation mit der Katholischen Erwachsenenbildung, Fachstelle Mittelmosel.

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