Beiheft 6
Idee und Wesen der Universität
Der Universtiätsgedanke I.P.V. Troxlers in seinem historischen Kontext und seiner Bedeutung für die Gegenwart
Herausgegeben von Brigitte Hilmer und Harald Schwaetzer
Vorwort: Idee und Wesen der Universität Am 9. und 10. Juni 2017 fand in Bernkastel-Kues an der Cusanus Hochschule ein Workshop statt, der seinen Ausgangspunkt nahm von Ignaz Paul Vital Troxler (1780 -1866), jenem Schweizer Philosophen, der in seinem Gedenkjahr 2016 erfreulicherweise wiederum ein wenig mehr Beachtung gefunden hat. Pfingsten 2018
Inhaltsverzeichnis
Brigitte Hilmer, Harald Schwaetzer
Antrittsvorlesung gehalten an der Universität Basel
am 1. Juni 1830
Ignaz Paul Vital Troxler
Systematisch-geschichtliche Reflexion
einer Aufgabe der Gegenwart
Harald Schwaetzer
Troxlers Universitätsgedanke im schweizerischen Kontext
Brigitte Hilmer
in einem höhern Leben durchdringen.“ Die Vorlesungen
über die Idee der Universitäten von Henrik Steffens
Johanna Hueck
Das historische Zeitfenster von 1810 bis Bologna II
Tilman Borsche
Philosophische Bildung und geistige Arbeit
Annika Schlitte
und seine Anwendung auf die gegenwärtige Praxis
Christian Krijnen
Vorwort
In dem Band „Die Idee der deutschen Universität“, 1959 in der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft verlegt, finden sich Texte von Schelling, Fichte, Schleiermacher, Steffens und Humboldt. Der Untertitel lautet „Die fünf Grundschriften aus der Zeit ihrer Neubegründung durch klassischen Idealismus und romantischen Realismus“. Nun soll allen fünf Denkern keineswegs ihre Bedeutung abgesprochen werden, ganz im Gegenteil lohnt eine Lektüre heute mehr denn je, und Humboldt ins Gespräch bringen. Doch ist wohl unstreitig Troxler in diesen über Deutschland hinausreichenden Reigen mit einzubeziehen. Bei seiner Berufung an die Universität Basel, deren Rektor er kurz darauf wird, legt er 1830 den Band „Die Gesammthochschule der Schweiz und die Universität Basel“ vor; zur Eröffnungsfeier der Universität Bern hält er als dorthin neu Berufener 1835 die Rede „Über Idee und Wesen der Universität in der Republik“. Dazu kommt, dass die Schweiz 1848 eine demokratische Bundesverfassung einführt – und damit anders als Deutschland mit der Paulskirchenverfassung erfolgreich ist – und dass Troxler die Orientierung der Verfassung am amerikanischen Zweikammersystem mit veranlasst, also ein Denker der Neubegründung der Universität zugleich ein Denker einer Neubegründung der Staatsverfassung wird.
Diese wenigen Bemerkungen mögen reichen, um deutlich zu machen, dass Troxler, der kurz nach 1800 bei Schelling und Hegel in Jena studiert und mit dem kaum älteren Schelling Freundschaft schließt, so dass er die Keimgedanken einer Vorlesung „zur Methode des akademischen Studiums“ unmittelbar miterlebt, mit vollem Recht ein Platz unter den Denkern zukommt, die die Universität neu zu denken unternommen haben.
Eingeleitet wird der Band mit einem Wiederabdruck von Troxlers Antrittsvorlesung als Professor für Philosophie an der Universität Basel. Die Rede zeigt programmatisch nicht nur Troxlers Verständnis von Philosophie, sondern bietet auch die Grundlagen für seine Auffassung derjenigen geistigen Tätigkeit, auf der eine Universität beruht. Insofern ist mit dem Abdruck ein erster systematischer Beitrag zu Troxlers Universitätsidee durch ihn selbst gegeben.
Danach loten die beiden ersten Beiträge von Harald Schwaetzer und Brigitte Hilmer Troxlers Konzeption von Universität aus. Die folgenden Beiträge von Johanna Hueck und Tilman Borsche stellen diese Gedanken in den Kontext der Konzeptionen von Steffens und Humboldt. Die letzten beiden Aufsätze von Annika Schlitte und Christian Krijnen arbeiten systematische Aspekte eines solchen Verständnisses von Universität für die Gegenwart heraus.
Wir sind uns bewusst, sowohl bezogen auf Troxler wie auch bezogen auf die Idee der Universität nur Brosamen geliefert zu haben. Indes bieten die Gedanken, die in diesem Band vorgelegt werden, nach unserer Auffassung so viel Anregungen für eine Reformulierung der Idee der Universität im 21. Jahrhundert, dass sowohl die Troxler-Forschung wie auch die gegenwärtige Diskussion um Universität daraus Gewinn ziehen kann.
Unser Dank gilt allen Beitragenden ebenso wie Lore Hühn, die bei den Menschen des Ortes danken, an dem an einer der Gegenwart angemessenen Form des Akademischen in Aufnahme, Aneignung und Verwandlung der Geschichte gearbeitet wird. Studierende wie MitarbeiterInnen des Instituts für Philosophie der Cusanus Hochschule haben die Tagung wie den Band ermöglicht.
Brigitte Hilmer und Harald Schwaetzer