Band 11/1 – 2020
Sozialer Friede
herausgegeben von Wolfgang Christian Schneider
Inhaltsverzeichnis Buchbesprechungen Vorschau auf das kommende Heft Zu den Autoren Vorwort SOZIALER FRIEDE Die Vorstellung von Frieden wird meist vom Krieg her gedacht, als Abwesenheit von Krieg. Wie wenig das den Kern trifft, wird deutlich, sobald das Moment des (äußeren) Krieges zurücktritt. Dann ist zu spüren, dass der Friede im Inneren, die Art, wie die Menschen im Sinne eines ‚wir‘ zueinander stehen, das Entscheidende ist – zu spüren gerade in Zeiten erzwungener Abstandnahme zum Schutz des jeweils Anderen. So ist der „Soziale Friede“ das Thema der 7. Kueser Gespräche, für die der vorliegende Band Anstöße geben will. Einleitend erläutert H. Schwaetzer den Sozialen Frieden aus der Perspektive des großen Philosophen aus Kues. Friede, so bestimmt er den Zielraum, muss geübt werden, dabei ist Selbsterkenntnis verbunden mit Zuwendung und Wohlwollen, dem wachen und geduldigen Blick auf den Anderen als Teil eines zu wahrenden Ganzen das Wesentliche. K. Yamaki stellt im folgenden Beitrag heraus, dass für das Gelingen eines sozialen Friedens gerade dem Laien, also dem unbefangenen Blick aus dem allgemeinen Leben, große Bedeutung für angemessene Entscheidungen über unsere Fragen zukommt. Unter Hinweis auf frühe Dichtungen legt dann W. Ch. Schneider dar, welche Bedeutung die Verletzung des Personalen hat, das mit dem Sozialen innig verschränkt ist. Es ist die Ent-Ehrung, die Friedlosigkeit auslöst, auch den Kampf, um Frieden wieder zu gewinnen. T. Borsche erörtert die Möglichkeiten des Friedens anhand der Werke von Hobbes und Montaigne; während der erstgenannte soziale Ordnung und Friede ganz von der Herrschergewalt ableitet, sieht letzterer das der Gerechtigkeit verpflichtete erübte Tun des Einzelnen, je nach Maßgabe des Angemessenen, als bestimmend an. I. Bocken liefert dafür gleichsam einen Beleg in seinem Bericht über einen Besuch bei einem Sufi-Meister, der vermittelt, wie der Friede vom Innen her ausstrahlt. Wie bedeutsam der innere Friede im chinesischen Denken ist und wie sehr er mit dem äußeren verschränkt ist, erläutert H.-J. Röllicke anhand des frühesten Laozi-Kommentars. Das Sein des Herrschers gilt als unmittelbar wirksam, selbst ein friedvolles Handelnwollen bedeutete schon eine Störung der in sich bestehenden Friedensordnung. Die nachfolgenden Beiträge richten den Blick in die Moderne. C. Menkveld erörtert die Stellungnahmen von Jaspers und H. Barth zu sozialem Frieden und sozialer Unzufriedenheit. Für Jaspers steht das Dialogische im Mittelpunkt, wodurch er letztlich weniger vom Frieden als vielmehr vom Konflikt her denkt, in dessen kommunikativem Ausgleich Friede wie Wahrheit möglich wird. Barth geht von konkurrierenden Interessen aus, die durch Zugeständnisse und Kompromisse – nach der Maßgabe des Guten – einem ‚Gesamtinteresse‘ zuzuführen sind. Dem entspricht, wie K. Zeyer zeigt, weitgehend die Soziallehrenkonzeption P. Jostocks, der durch soziale Reformen Frieden ermöglichen will. D. Loose bestätigt dies von der Gegenseite her mit seiner kritischen Prüfung des konkreten Handelns von Liberalismus und Sozialdemokratie in der Neuzeit. Daran schließen sich zwei Beiträge an, die die wissenschaftlichen Grundlagen der Datenerfassung mit dem Ziel der Herstellung eines friedlichen Sozialraums veranschaulichen; G. Nickel erläutert die mathematischen Mittel, F. Wahrislohner die computertechnischen Probleme, denen unsere Gesellschaft gegenübersteht – beide zeigen sich hinsichtlich der Auswirkungen auf den Menschen und den sozialen Frieden, zumal hinsichtlich der Wahrung des Menschlichen, durchaus skeptisch. Der letzte Beitrag von M. Fechner zeichnet den Konflikt zwischen ‚mechanischer‘ und ‚organischer‘ Pädagogik in der Neuzeit nach, der auch die derzeit für das Schulwesen gepriesene Digitalisierung mit ihren mechanistischen Implikationen in Frage stellt. Die gewünschte in sich ruhende Persönlichkeit ist nur mit einem hinlänglichen Eingehen auf den Einzelnen zu erlangen, was am Ökonomischen ausgerichtete ‚mechanistische‘ Mittel ausschließt. Das bedeutet, dass die digitalen Instrumente in pädagogischen Zusammenhängen nur soweit zu nutzen sind, wie dabei das für einen sozialen Frieden unabdingbar Menschlich-Kreative, das Entscheidende bleibt. All diese Beiträge verstehen sich als Anstöße, den sozialen Frieden als leitend im Alltag zu denken und zu vollziehen. Wolfgang Christian Schneider
Wolfgang Christian Schneider
Aufriss für die 7. Kueser Gespräche
Harald Schwaetzer
Kazuhiko Yamaki
auf Friede und Unfriede und die Identität des Einzelnen
Wolfgang Christian Schneider
Michel de Montaigne, Essais III 13
Tilman Borsche
Inigo Bocken
(„heping“) im frühest erhaltenen Laozi-Kommentar
Chinas, Zhuang Zuns 莊遵 Laozi zhigui 老子指歸
Hermann-Josef Röllicke
Soziale Unzufriedenheit als Anreiz für die Entstehung ihrer
Existenzphilosophie
Coban Menkveld
Grundlagen des sozialen Friedens
Kirstin Zeyer
der Sozialdemokratie
Donald Loose
Gregor Nickel
Fabian Warislohner
Matthias Fechner
der Spur. Von der klassischen Mechanik zur Quantenphysik.
Freiburg / München 2019
Harald Schwaetzer
Reihe: Philosophie für unterwegs, Bd. 4. Halle a.d. Saale 2020
Nicole C. Karafyllis
Zum philosophischen Denken von Nicolaus Cusanus
und Wang Yángmíng. Paderborn 2015
Kirstin Zeyer
sophische Theorie. Hegel und das Problem der Vielfalt der
philosophischen Theorien. Eine Studie zur systemexternen
Rechtfertigungsfunktion der Phänomenologie des Geistes.
Hegel-Studien, Beiheft 61. Hamburg 2014
Michael Lewin
Entwicklung von F.W.J. Schellings Schriftinterpretation und
Christentumstheorie im Zusammenhang der Tübinger
Theologie seiner Studienzeit und der hermeneutischen
Theoriebildung seit der Frühaufklärung.
Schellingina 29. Stuttgart 2019
Harald Schwaetzer
1802-1803. Hg. v. Paul Ziche / Vicki Müller-Lüneschloß.
In zwei Teilbänden. Stuttgart 2019
Harald Schwaetzer