Band 13/2 – 2022
Spuren im Dazwischen
herausgegeben von
Wolfgang Christian Schneider
und Kirstin Zeyer
Inhaltsverzeichnis Buchbesprechungen Vorschau auf das kommende Heft Zu den Autoren Vorwort SPUREN IM DAZWISCHEN Umringt sind wir von Ambivalenzen, Uneindeutigkeiten, Doppelgesichtigkeiten, zugleich in vielfältiger Weise von einem „Teils – Teils“, „Sowohl als auch“, „So und doch auch Anders“; wir stehen in Spannungsräumen, in Widersprüchen, suchend nach einem hinlänglich Festhaltbaren, das uns klarer Begriff werden könnte. Dabei spüren und erfahren wir doch immer, wie viel wir auch auf der jeweils anderen Seite leben, von dort her sind. So öffnet sich uns ein Dazwischen, das wir anerkennen sollten, weil es Wichtiges wahrt, zu erkennen gibt. In diesem Band versammeln sich Beiträge, die auf die je eigene Weise vom Dazwischen sprechen. Am Anfang erläutert C.-A. Scheier das Bemühen von Anaxagoras, die unendlich-vielen Seienden in ihrer Verschiedenheit als einander durchdringend, aneinander partizipierend zu beschreiben, was ihn letztlich zur Konzeption einer aktualen Unendlichkeit führt. Vor ihr kommt dann das Einzelne in den Blick, der Mensch ebenso wie das Handgreiflich-Brauchbare, das den Menschen umgibt. W.Ch. Schneider blickt dann darauf, wie die von der frühen Naturphilosophie angenommene das Weltganze durchziehende ‚Luft‘ (aēr), später als ‚Pneuma‘ verstanden, als fortdauernd auch das Einzelne durchziehend gedacht wird. Das gibt Wolfgang Christian Schneider herausgegeben von Inhaltsverzeichnis Buchbesprechungen Vorschau auf das kommende Heft Zu den Autoren Vorwort BLICKE INS KOMMENDE Umstellt sind wir von Zukünften, trägt doch jede Gegenwart in sich die Wurzeln alles Kommenden, das im Jetzt schon steckt. Selbst in den konkreten kleinen Vollzügen im Alltäglichen geschieht immer auch Zukunft: In Bejahung und Widerspruch, in Fortentwicklung und Verkürzung, Abweichung und Verschiebungen entwickelt und gestaltet der Mensch sein je besonderes Dafürhalten hinsichtlich eines Fortkommens – antwortend auf Wollen und Vorhaben im ihn Umgebenden. Jedes Mit- und Zueinander verweist den Einzelnen darauf, ein Meinen und Begehren Anderer wahrzunehmen und dies beim eigenen Tun zu berücksichtigen. Auch für die einfache Kommunikation gilt das, um so mehr für jedes Entwerfen, das ein „soll sein“ enthält. So unbedingt der Einzelne auch im Gegenwärtigen steht, das Kommende umschlingt ihn, nicht weniger als das Vergangene und Bedingende. Um sich zu entfalten, ja überhaupt zu leben, müssen Menschen das Kommende betrachten. Zu Beginn des Bandes bestimmt ein Beitrag von Nico Graack die gegebene Grundlage solchen Betrachtens mit Überlegungen zum Verhältnis von praktischer und spekulativer Vernunft im Hinblick auf eine mögliche Einheit – ein Projekt, das schon Kant selbst als Aufgabe formuliert hatte. Vor diesem Hintergrund verstehen sich die beiden folgenden Beiträge; zunächst der Bericht von Stefan Waanders über sein Erleben in Prag, das ihm unwillkürlich im Zeitgenössischen das Vergangene aufbrechen ließ und ihm Selbstprüfung bedeutete, ihn zu Selbstverpflichtung führte und zur Forderung, entschieden für ein neues gemeinsames Verstehen von Europa einzutreten. Ihm tritt Donald Loose zur Seite, der angesichts der konkreten gesellschaftlichen und politischen Gegebenheiten die Fragwürdigkeit des Europa derzeit bestimmenden Verstehens von Identität herausstellt. Bérénice Palaric belichtet entscheidende Phasen der darin maßgeblichen humanistischen Tradition im deutschen Bereich in zwei beispielhaften Haltungen. Unabhängig von ihren zeitbedingten Implikationen vermitteln sie Maximen, die auch für eine Weiterentwicklung des europäischen Wertegefüges bedeutsam sind. Dieser Selbstvergewisserung unter Rückgriff auf die prägenden Aspekte der Tradition muss, wie Johanna Hueck erläutert, als ebenso notwendig, ein Nachdenken darüber zur Seite treten, welcher Art ein Denken sein müsste, das sich in den ‚Horizonten des Suchens‘ fruchtbar bewegen kann. Es wird, um die mittlerweile in sich weitgehend abgeschlossenen Wissenssysteme in ein Gespräch mit einer offenen Gesellschaft zu führen, ein ‚nicht-spezialisiertes Denken‘ sein müssen. Dabei müssen freilich, so legt Fabian Warislohner dar, Aspekte des Moralischen wesentlich berücksichtigt werden – und zwar mit einer breit gelagerten zukunftsgerichteten Phantasie, um die Dynamiken der von uns angestoßenen Prozesse einbeziehen zu können. Diese – unter Rückgriff auf Günther Anders – vor allem im Hinblick auf die technische Seite behandelten Aufgaben ergänzt Martin Bunte mit seinen Gedanken zu einer notwendigen ethischen Selbstbesinnung im Natürlich-Lebensweltlichen. Im Anschluss an Kant müssen die Erfahrungen der unabdingbaren Einbettung des Menschen in die Natur verbunden werden mit dem menschenbezogenen Vernunftbegriff. Philipp Höfele umreißt die notwendig anzuerkennende Verschränktheit des menschlichen Tuns hinsichtlich des Technischen und Natürlichen im Einzelnen. Daraus folgt die Forderung an den Menschen, zurückzutreten, sich zurückzunehmen, das ihn Umgebende anzuerkennen und darauf zu ‚hören‘, was nichts anderes bedeutet, als ein In-Frage-Stellen der Ausrichtung aller Natur auf den Menschen. Demgegenüber – aber doch in entsprechendem Sinne – betrachtet Hans Friesen die aufgegebene Neubesinnung des Menschen im sozial-kulturellen Bereich. Gerade auch in der weltumspannenden Mediengesellschaft stellt sich die Aufgabe, das genuin ‚Menschliche‘, eigentlich Menschlich-Natürliche, neu zu durchdenken, soll nicht der Mensch selbst verloren gehen. Das meint, dass die technischen und medialen Instrumentarien der Vorstellung im Wechselspiel von Fiktion und Realität im Hinblick auf eine Wahrung des Menschlichen in seinen vielen, mitunter widersprüchlichen Regungen in den Blick genommen werden müssen, dies freilich im Sinne einer Einbettung des je besonderen Menschen in das ihn Umgebende des Lebens. Wolfgang Christian Schneider herausgegeben von Inhaltsverzeichnis Buchbesprechungen Vorschau auf das kommende Heft Zu den Autoren Vorwort LINIEN DES GEISTES Jedes Denken formt sich in Kommunikation, gerade auch in der Kommunikation über die Zeiten hinweg. In Widerspruch und Bejahung, in Fortentwicklung und Verkürzung, Abweichung, Verschiebung und Umwandlung werden Verbindungen und Anschlüsse gefunden, wird das je Eigene immer erneut erarbeitet. Es entsteht so ein Geflecht geistiger Linien, die unauslösbar auch Teil des jeweils Besonderen sind, was auf das Vorangegangene wie das Kommende ein neues Licht wirft. Diese vielfältigen Denkbeziehungen sucht der vorliegende Band der Coincidentia in Beispielen nachzuzeichnen. Am Beginn steht eine Spurensuche nach der unmittelbare Abbildlichkeit des Menschen vom Göttlichen bei Gregor von Nyssa und Meister Eckhart von F. B. Harriet. Damit ist mittelbar schon ein entscheidender Autor aufgerufen, Plotin. Denn Gregor von Nyssa wie sein Bruder Basilius waren von ihrer Großmutter Makrina gebildet worden, die ihrerseits – über Gregor den Wundertäter – Enkelschülerin von Origenes war, wodurch die wesentlich von Ammonios und Plotin repräsentierte geistige Welt Alexandrias mit dem konkretisierenden Ausfließen aus dem Einen bei den Kappadokiern zur Geltung kam. Wenngleich scheinbar verdeckt, bleibt diese konstituierende Abbildhaftigkeit im Weiteren gegenwärtig. Auch im cusanischen ego sum, quia tu me respicis und im cogito, ergo sum von Descartes ist es enthalten, wie K. Zeyer erhellt, dann aber auch in den Gedanken Beider zum Licht, das auch von Plotin wiederholt zur Charakterisierung des Ausstrahlens aus dem Einen aufgerufen wird. In dem mit diesen beiden Namen aufgewiesenen Spannungsraum bewegt sich auch J. Kerkmann mit seinen Ausführungen zur Plotin-Rezeption George Wolfgang Christian Schneider herausgegeben von Inhaltsverzeichnis Buchbesprechungen Vorschau auf das kommende Heft Zu den Autoren Vorwort UNIVERSITÄT ZU DENKEN, ZU KONZIPIEREN Das Bemühen um Bildung begleitet jede menschliche Gesellschaft. Für die höhere Bildung besaß Europa seit dem 11. ]h. einen besonderen Ort in den Universitäten. Notwendig ist es freilich immer, diesen Bildungsort mit den Gegebenheiten in der jeweils zeitgenössischen Gesellschaft in Einklang zu bringen: die hohen Schulen sind daher unumgänglich einer beständigen Reform unterworfen. Eine beispielhafte Rückschau darauf, die manche Anregung enthält, bietet der vorliegende Band der Coincidentia. Er bringt einige wichtige Originaltexte, gekoppelt mit situierenden Erläuterungen. Am Beginn steht ]ohann Gottfried Herder mit seinen Reformvorschlägen für die Universität ]ena 1797, erläutert von Tilman Borsche. Herder reiíšt gleichsam die Problematik von Hochschulbildung in der Spätaufklärung auf, spricht auch von Aspekten der akademischen Freiheit, und weist so den Weg auf, den dann Humboldt in der Breite öffnet. Darauf folgen zwei Impulse aus der Zeit um 1830/1840: zunächst ein – erstmals übersetzter – Text von dem finnischen Reformer ]ohan Vilhelm Snellman, in den Hans Peter Neureuter einführt. Er erklärt die für Snellman konstitutive Verbindung von nationaler Selbstfindung und einem Streben nach individueller sittlich bestimmter Selbstverantwortung des Einzelnen, das unbedingt eine freie Entfaltung will. Diese beiden Texte werden von einem gleichzeitigen Text aus Deutschland sekundiert: einem reformerisch-hochschuldidaktischen Entwurf von Karl Hermann Scheidler, den Kirstin Zeyer verortet und deutet. Scheidler lehrte an der Universität ]ena und stieíš dort – unter dem Stichwort der Hodegetik – Reformen im Hochschulunterricht an, bei denen er an Herder anschloss. Zusätzlich achtet er auf konkrete lebensnahe Hilfen für die Studierenden. Darauf folgt ein Autoren-Paar, das um 1900 Fragen der Reform und Neuorientierung im Hochschulbereich thematisiert: ]ohannes Maria Verweyen, der an der Universität Bonn lehrte, mit einem Text von 1910, in dem er eine auch gesellschaftspolitisch engagierte, den geistigen Erfordernissen seiner Zeit entsprechende Lehre im Bereich der Philosophie fordert, deren Bedeutung Wolfgang Christian Schneider darlegt. Neben ihn tritt ein Text von Hermann Cohen vom ]ahre 1904, den Susanne Möbuß erläutert; er stellt die Notwendigkeit einer eigenständigen akademischen Bildungseinrichtung für das Judentum heraus. Mit beiden Texten wird die Lage der Universität um 1900 in den Blick genommen, vor dem Ersten Weltkrieg, in einer Zeit, die durch verkrustete Tendenzen, aber auch durch reformerische Ansätze bestimmt ist. Die Lage nach den autoritären Eingriffen der nationalsozialistischen Machthaber, denen – oft allzu bereitwillig hingenommen – viele zum Opfer fielen (etwa auch J.M.Verweyen), vertritt ein Text von Georg Picht. In einem bislang unveröffentlichten Vortrag von 1950 verlangt er einen Neuansatz und wirbt für ein allgemein orientierendes „studium generale” an den Universitäten, was Niklas Hoyme im Einzelnen nachzeichnet. Der Rückgriff auf reformpädagogische Ansätze der Iahrhundertwende zielt einerseits darauf, die noch immer gegebenen obrigkeitlichen Strukturen und die durch die NS-Hörigkeit bewirkten Schädigungen zu beseitigen, will andererseits die Universität im Zuge einer Erneuerung der akademischen Freiheit zu einer ganzheitlich verantworteten freien Kreativität hinführen. Dies trug wesentlich zu der in den 1960er ]ahren einsetzenden Reform an den Hochschulen bei. Den Abschluß dieser Reihe exemplarischer Blicke auf die Universität bildet ein Bericht von Ewald Reuter über die gegenwärtige Lage der Universität in Finnland, der zugleich beispielhaft für die derzeitigen Gegebenheiten an den europäischen Hochschulen insgesamt stehen kann. In Finnland, wie im übrigen Europa, ist an die Stelle eines Bemühens um Bildung, die seit Herder und Humboldt immer wesentlich auch Selbstbildung meinte, weithin eine Ausbildungsbetriebsamkeit getreten, die sich an Bedürfnissen und Fertigungsvorgängen der Wirtschaft orientiert. Das persönliche Reifen ist in den Hintergrund gedrängt, die eigene Kreativität, das neue, erneuernde Fragen, wird durch einzwängende überdichte Studienordnungen erschwert, ja verhindert. Zu den Originaltexten sei angemerkt, dass jeweils zwischen Schrägstrichen die Seitenangaben der Vorlage geboten werden. Die vielen Sperrungen wurden jedoch nicht übernommen Wolfgang Christian Schneider
Wolfgang Christian Schneider
Claus-Artur Scheier
Das Fortleben der griechischen Naturphilosophie bei
Hippokratikern und stoa-nahen Medizinern
Wolfgang Christian Schneider
Inigo Bocken
Kritische Betrachtung von Norbert Hoersters
neu vorgelegter Konzeption
Dagan Jakovljević
Martin Bunte„Die Natur allein ist das wahre Gegengift der Abstraktion“:
Schellings Naturphilosophie als Kritik an
wirklichkeitsfremder ‚Schwärmerei‘
Andrés Quero-Sánchez
Meister aus Brabant
Joop Berding
Die text-bild-künstlerischen „Bildmappen“ von
Christoph Meckel
Adela Sophia Sabban
Schurian / Johannes Stüttgen / Joachim Weber / Carla Zimmer-
mann (Hg.): Die Unsichtbare Skulptur. Der Erweiterte Kunstbegriff
nach Joseph Beuys. Katalog zur Ausstellung im UNESCO-Welterbe
Zollverein, Essen 2021. Köln 2021
Stephan Stockmar
Ästhetik. München 2021
Stephan Stockmar
(1507 / 1511 / 1514 / 1541), Clavis Philosophiae 11,1. Kritisch hg.
und übersetzt von Frank Böhling. Mit einer Einleitung versehen von
Frank Böhling und Wilhelm Schmidt-Biggemann. Stuttgart-Bad
Cannstatt 2022
Wolfgang Christian Schneider
errantis restitutiones (1619). Bearbeitet, übersetzt und kommentiert
von Frank Böhling. Mit einer Einleitung von Wilhelm Schmidt-
Biggemann. Johann Valentin Andreae: Gesammelte Schriften. Hg.
von Frank Böhling / Bernd Roling / Wilhelm Schmidt-Biggemann.
Band 12. Stuttgart-Bad Cannstatt 2022
Harald Schwaetzer
hältnisses der Naturphilosophie zur verbesserten Fichte’schen Lehre.
Ueber das Verhältnis des Realen und Idealen in der Natur. Kleinere
Schriften (1806-1807). Hg. v. Ives Radrizziani. Akademie-Ausgabe
I.16,1. Stuttgart – Bad Canstatt 2022
Harald Schwaetzer
Anschlüsse an Barth, Jaspers und Heidegger. Basel 2021
Johanna Hueck
der Medizin Anlass, die Wege von Luft und Pneuma im Inneren des Menschen zu verfolgen, der wesentlich dadurch am Weltganzen teilhat, womit, in stoischer Sicht, das Ganze im Einzelnen wirklich wird. Das Dazwischen im Spekulativ-Theologischen verfolgt I. Bocken, er sieht das mystische Nichtwissen als Schule des Denkens, wofür beispielhaft Cusanus und de Certeau aufgerufen werden. Im eigenen Nichtwissen und in der Unerreichbarkeit des Gegenübers tritt überbrückend die Wechselseitigkeit hervor. Das unerfüllte Verlangen nach dem Ungreifbar-Göttlichen stellt sich für den Betrachtenden als Wechselseitigkeit dar, in dem der ‚Sehnsüchtige‘ eine Art von Wissen erfährt, wofür er den Raum offen halten möchte. Einem geradezu klassischen Problem des Dazwischen widmet sich D. Jakovljević, der eine unlängst vorgetragene pantheistisch-atheistische Lösung der Theodizee-Frage als fragwürdig nachweist. Bei diesem Vorschlag bleibt das Problem bestehen, es wird lediglich verschoben. Gleichsam komplementär dazu erörtert M. Bunte den Spannungsraum zwischen dem Absoluten als dem unendlichen Grund und dem Menschen als endliches Vernunftwesen mit seiner Reflexion. Das einzelne Bewusstsein, das eigene Ich, wird in dieser Sicht als Erscheinung des Absoluten, also des rein aus sich Seienden vorgestellt. Die Wahrheit des Absoluten ist dabei die der Differenz und Identität seines In-sich-Seins und seiner Erscheinung als sein Aus-sich-Sein. Im Anschluss daran behandelt A. Quero-Sánchez das bei Schelling bestehende Spannungsverhältnis zwischen mystisch-spekulativen Traditionen und einer Naturphilosophie, die von beseelter Materie bestimmt ist, von woher auch Individualität und Existenz zu denken ist. Der reife und authentische Einzelne ist demgemäß (im Gegensatz zu dem wiederholt angesprochenen „Schwärmer“) dadurch gekennzeichnet, dass er nach dem Gesetz seiner Identität, kraft der Notwendigkeit seines Wesens handelt. Die Linie der Individualität zieht J. Berding bei seiner Vorstellung der auf die Praxis zielenden Philosophie Verhoevens aus, wenn er die „Selbstgestaltung“ des Einzelnen als deren Mittelpunkt beschreibt. Damit wendet er sich gegen die eingerasteten Selbstverständlichkeiten im Geistigen und Religiösen sowie die Nutzungsansprüche der Gesellschaft an die Heranwachsenden. Zuletzt verfolgt A. S. Sabban das Dazwischen als Ineinander von Sprechen im Text und Formen im Bildlichen in den bildtextlichen Gestaltungen des Dichters und Zeichners Christoph Meckel. In ihnen erspielt sich der kreativ Schaffende seine Wirklichkeit, sein Leben, vor und mit dem ihn Umgebenden – und vergegenwärtigt sich so dem Wahrnehmenden. Gerade das Dazwischen, offen und bewußt angenommen, ist fruchtbar, es erweist zunächst geschieden erscheinende Sinn- oder Erlebenszusammenhänge als gleicherweise tragend und so weiterführend, gibt zuletzt auch im Einzelnen Unerwartetes, Neues zu erkennen.
Band 13/1 – 2022
Bl
icke ins Kommende
Wolfgang Christian Schneider
und Kirstin Zeyer
Wolfgang Christian Schneider
Der Gebrauch von Begriffen in praktischer Absicht bei Kant
Nico Graack
Auf der Suche nach der großen Erzählung von Europa
Stefan Waanders
Identität als Faktizität und Aufgabe
Donald Loose
des Europäismus‘ von Ernst Troeltsch (1865-1923)?
Bérénice Palaric
Die Bedeutung des nicht-spezialisierten Denkens
Johanna Hueck
Günther Anders’ Moralische Phantasie im Anthropozän
Fabian Warislohner
Das Leben als Aufgabe und Grenze praktischer Vernunft
Martin Bunte
von Natur, Mensch und Technik im Anthropozän
Philipp Höfele
Mediengesellschaft. Die kulturellen Formate auf der
Grenze zwischen Sinnlichkeit und Abstraktion
Hans Friesen
Figur und Fiktion bei Friedrich Nietzsche. Bielefeld 2020
Osman Choque-Aliaga
Philosophische Zugänge zum Naturverständnis im
21. Jahrhundert. Freiburg 2020
Fabian Warislohner
„Winterreise“. Aus dem Japanischen übersetzt von Erika
Herzog. Regensburg 2019
Peter Dellbrügger
Band 12/2 – 2021
Li
nien des Geistes
Wolfgang Christian Schneider
und Kirstin Zeyer
Wolfgang Christian Schneider
Gregory of Nyssa and Meister Eckhart
Francisco Bastitta Harriet
Cusanische und cartesische Sehtheorie im Vergleich
Kirstin Zeyer
Zu einer strukturellen Gemeinsamkeit in der Plotin-Rezeption
George Berkeleys und G.W.F. Hegels
Jan Kerkmann
Max Maureira
Claus-Artur Scheier
Pathos und Response bei Kierkegaard und Nietzsche
Jan Juhani Steinmann
Benjamin Breeks philosophischer Beurteilung
Coban Menkveld
e i per-corsi del tardo albertismo. Münster 2018
Greta Venturelli
Auseinandersetzung mit Calvin. Basel 2021
Wolfgang Christian Schneider
Ausgabe / Reihe I: Werke. Band 14: ‚Vorlesungen über die
Methode des academischen Studium‘, ‚Philosophie und
Religion‘ und andere Texte (1803-1805). Herausgegeben von
Patrick Leistner und Alexander Schubach. Stuttgart 2021
Harald Schwaetzer
Ausgabe / Reihe II: Nachlaß. Band II,10,1-3: Initia Philosophiae
Universae. Erlanger Vorlesungen WS 1820/21. Herausgegeben
von Alexander Bilda, Anna-Lena Müller-Bergen und Philipp
Schwab. Unter Mitarbeit von Philipp Höfele, Petr Rezvykh,
Simone Sartori und Sören Wulf. 3 Bände. Stuttgart 2020
Harald Schwaetzer
der Anderen. Freiburg / München 2020
Osman Choque-Aliaga
Phänomene in Hannah Arendts politischem Denken. Praktiken
der Subjektivierung 24. Bielefeld 2021
Fabian Warislohner
Einführung. Hamburg
Inken Tegtmeyer
Wissenschaften im Grundriss. Bd. 1-7; Bd. 3: Physik,
Chemie, Kosmologie. Paderborn 2022
Kirstin Zeyer
Berkeleys und G.W.F. Hegels. Beide gehen grundsätzlich von der Entfaltung des Einen aus, bringen diese jedoch in verschiedene Zusammenhänge. Berkeley sieht sie mit Überlegungen zum Sehen und einem Bemühen um Erkenntnis zusammen, das – trotz Unerkennbarkeit, Seinstranszendenz und Bestimmungslosigkeit – von einem sich entfaltenden Göttlichen getragen ist, was am Ende zu einem esse est percipi führt; Hegel begreift den Entfaltungsvorgang als eine durch das Denken verfügte Dreiheit von unbestimmter Einheit, selbstbezüglicher Zusammengehörigkeit von Denkendem und Gedachten und konkreter Totalität intelligibler Prädikate. Von daher kann, wie M. Maureira darlegt, das Schweigen bei Hegel, als Sprache, aus Zeichen, Vorstellungen sowie den Verbindungen unter ihnen, wie in zweiter Existenz hervortreten. Da nichts außerhalb von Sprache bleibt, ergibt sich ihre Einheit auch in den Fragmenten und Aspekten des Schweigens. Grundmoment dieser Deutung des Schweigens bei Hegel ist die entscheidende Stellung des vorstellenden Ich als produktive Einbildungskraft, die bei Kant angelegt war, dann durch Fichte ausgefaltet wurde. Diese paradox sich im Augenblick anschauende Reflexion, diese originäre Anschauung ist Gefühl, das Gefühl originärer Anschauung, wie C.-A. Scheier in seiner Deutung der Wissenschaftslehre Fichtes darlegt. Von Kant ausgehend, aber das „einzige Faktum der reinen Vernunft“, konkret als Handlung und als Willen und daher als synthetisch auffassend, kommt er zu einem „Ruck im Prinzip“: zu einer umfassenderen Deutung des Ich. Mit dem Begreifen der Vereinzelung des Ich in seinem Erleben und Handeln ist dann auch das gesteigerte Selbst bei Kierkegaard und Nietzsche verstehbar, wie J. J. Steinmann zeigt, das sich bei beiden als zunächst beklemmendes, dann besinnendes und schließlich bestimmendes Antworten auf ein pathetisch wahrgenommenes Bedrängtsein ergibt. Der Band schließt mit C. Menkvelds Darstellung von B. Breeks philosophischer Beurteilung der geschichtstheoretischen Ansätze J. Romeins, der von theologischen – täuferisch akzentuierten – Anfängen über die produktive Auseinandersetzung mit Max Weber und Toynbee zu marxistischen und technikoptimistischen Positionen gelangte; der frühere religiöse körperschaftliche Bezug ist so zu einem sozial-technoeschatologischen Bezug hin verschoben. In beispielhaften Blicken zeigen die Beiträge das fortdauernde ‚lange Gespräch‘ über die Zeiten hinweg, das – auch scheinbar überholte Haltungen und Bewertungen einschließend – bis in das Heutige reicht und als solches notwendig ist, so zum gegenwärtigen Leben beiträgt.
Band 12/1 – 2021
U
niversität zu denken,
zu konzipieren
Wolfgang Christian Schneider
und Kirstin Zeyer
Wolfgang Christian Schneider
im Herzogtum Weimar von 1797
Johann Gottfried Herder
Gutachten des Generalsuperintendenten von Weimar,
Johann Gottfried Herder (1797)
Tilman Borsche
Johan Vilhelm Snellman – Eine Einführung
Hans Peter Neureuter
einem damit zu verbindenden hodegetischen Leseverein
Karl Hermann Scheidler
Streiter für die Hodegetik
Kirstin Zeyer
Johannes Maria Verweyen
der akademischen Philosophie (1910)
Wolfgang Christian Schneider
philosophie an den jüdisch-theologischen Lehranstalten
Hermann Cohen
Die Errichtung von Lehrstühlen fur Ethik und Religionsphilosophie
an den jüdisch-theologischen Lehranstalten
Susanne Möbuß
Georg Picht
Kritik an der Universität der Nachkriegszeit
Niklas Hoyme
Universitätsidee in Finnland
Ewald Reuter
Wolfgang Christian Schneider
Vorstellungen von Reinigung in Medizin, platonischer Philosophie
und christlicher Theologie des 2. bis 4. Iahrhunderts n. Chr.
Göttingen 2020
Harald Schwaetzer
Wirkungsgeschichte. Heidelberg 2017
Kirstin Zeyer
im Kontext. Göttingen 2021
Harald Schwaetzer
Philosophie- und Theologiegeschichte. Nachgelassene Schriften
Band 3. Mit textkritischem Apparat sowie Namen- und Sachregister.
Editorisch bearbeitet, eingeleitet und herausgegeben von Raimund
Lachner. Tübingen 2020
Harald Schwaetzer
Hartwig Wiedebach. Basel 2015
Kirstin Zeyer