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Beiheft 6

Idee und Wesen der Universität
Der Universtiätsgedanke I.P.V. Troxlers in seinem historischen Kontext und seiner Bedeutung für die Gegenwart

Herausgegeben von Brigitte Hilmer
und Harald Schwaetzer


Inhaltsverzeichnis

  • Vorwort
    Brigitte Hilmer, Harald Schwaetzer
  • Ueber Prinzip, Natur und Studium der Philosophie.
    Antrittsvorlesung gehalten an der Universität Basel
    am 1. Juni 1830
    Ignaz Paul Vital Troxler
  • Troxlers Idee der Universität.
    Systematisch-geschichtliche Reflexion
    einer Aufgabe der Gegenwart
    Harald Schwaetzer
  • Enzyklopädische Pädagogik für die Demokratie.
    Troxlers Universitätsgedanke im schweizerischen Kontext
    Brigitte Hilmer
  • „Die Weisheit ist da, wo sich die Wahrheit und die Sittlichkeit
    in einem höhern Leben durchdringen.“ Die Vorlesungen
    über die Idee der Universitäten von Henrik Steffens
    Johanna Hueck
  • Freiheit der Forschung und der Lehre an der Universität.
    Das historische Zeitfenster von 1810 bis Bologna II
    Tilman Borsche
  • Grüße aus der „Denkfabrik“
    Philosophische Bildung und geistige Arbeit
    Annika Schlitte
  • Das Humanitätsargument für die Universität
    und seine Anwendung auf die gegenwärtige Praxis
    Christian Krijnen


Vorwort

Vorwort: Idee und Wesen der Universität

Am 9. und 10. Juni 2017 fand in Bernkastel-Kues an der Cusanus Hochschule ein Workshop statt, der seinen Ausgangspunkt nahm von Ignaz Paul Vital Troxler (1780 -1866), jenem Schweizer Philosophen, der in seinem Gedenkjahr 2016 erfreulicherweise wiederum ein wenig mehr Beachtung gefunden hat.
In dem Band „Die Idee der deutschen Universität“, 1959 in der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft verlegt, finden sich Texte von Schelling, Fichte, Schleiermacher, Steffens und Humboldt. Der Untertitel lautet „Die fünf Grundschriften aus der Zeit ihrer Neubegründung durch klassischen Idealismus und romantischen Realismus“. Nun soll allen fünf Denkern keineswegs ihre Bedeutung abgesprochen werden, ganz im Gegenteil lohnt eine Lektüre heute mehr denn je, und Humboldt ins Gespräch bringen. Doch ist wohl unstreitig Troxler in diesen über Deutschland hinausreichenden Reigen mit einzubeziehen. Bei seiner Berufung an die Universität Basel, deren Rektor er kurz darauf wird, legt er 1830 den Band „Die Gesammthochschule der Schweiz und die Universität Basel“ vor; zur Eröffnungsfeier der Universität Bern hält er als dorthin neu Berufener 1835 die Rede „Über Idee und Wesen der Universität in der Republik“. Dazu kommt, dass die Schweiz 1848 eine demokratische Bundesverfassung einführt – und damit anders als Deutschland mit der Paulskirchenverfassung erfolgreich ist – und dass Troxler die Orientierung der Verfassung am amerikanischen Zweikammersystem mit veranlasst, also ein Denker der Neubegründung der Universität zugleich ein Denker einer Neubegründung der Staatsverfassung wird.
Diese wenigen Bemerkungen mögen reichen, um deutlich zu machen, dass Troxler, der kurz nach 1800 bei Schelling und Hegel in Jena studiert und mit dem kaum älteren Schelling Freundschaft schließt, so dass er die Keimgedanken einer Vorlesung „zur Methode des akademischen Studiums“ unmittelbar miterlebt, mit vollem Recht ein Platz unter den Denkern zukommt, die die Universität neu zu denken unternommen haben.
Eingeleitet wird der Band mit einem Wiederabdruck von Troxlers Antrittsvorlesung als Professor für Philosophie an der Universität Basel. Die Rede zeigt programmatisch nicht nur Troxlers Verständnis von Philosophie, sondern bietet auch die Grundlagen für seine Auffassung derjenigen geistigen Tätigkeit, auf der eine Universität beruht. Insofern ist mit dem Abdruck ein erster systematischer Beitrag zu Troxlers Universitätsidee durch ihn selbst gegeben.
Danach loten die beiden ersten Beiträge von Harald Schwaetzer und Brigitte Hilmer Troxlers Konzeption von Universität aus. Die folgenden Beiträge von Johanna Hueck und Tilman Borsche stellen diese Gedanken in den Kontext der Konzeptionen von Steffens und Humboldt. Die letzten beiden Aufsätze von Annika Schlitte und Christian Krijnen arbeiten systematische Aspekte eines solchen Verständnisses von Universität für die Gegenwart heraus.
Wir sind uns bewusst, sowohl bezogen auf Troxler wie auch bezogen auf die Idee der Universität nur Brosamen geliefert zu haben. Indes bieten die Gedanken, die in diesem Band vorgelegt werden, nach unserer Auffassung so viel Anregungen für eine Reformulierung der Idee der Universität im 21. Jahrhundert, dass sowohl die Troxler-Forschung wie auch die gegenwärtige Diskussion um Universität daraus Gewinn ziehen kann.
Unser Dank gilt allen Beitragenden ebenso wie Lore Hühn, die bei den Menschen des Ortes danken, an dem an einer der Gegenwart angemessenen Form des Akademischen in Aufnahme, Aneignung und Verwandlung der Geschichte gearbeitet wird. Studierende wie MitarbeiterInnen des Instituts für Philosophie der Cusanus Hochschule haben die Tagung wie den Band ermöglicht.

Pfingsten 2018
Brigitte Hilmer und Harald Schwaetzer

 


Beiheft 5

Bildung gestalten – Akademische Aufgaben der Gegenwart

herausgegeben von Silja Graupe und Harald Schwaetzer
zur Eröffnung der Cusanus Hochschule


Inhaltsverzeichnis

  • Vorwort
    Silja Graupe / Harald Schwaetzer
  • Bildung gestalten. Akademische Aufgaben der Gegenwart
    Silja Graupe / Harald Schwaetzer
  • „Bildung“ – was ist das?
    Martin Thomé
  • „Bildung“ – Bemerkungen zu Geschichte
    und Aufgabe einer Idee
    Tilman Borsche
  • Besonnene Freiheit
    Harald Schwaetzer
  • Kreativität und Bildung
    Karl-Heinz Brodbeck
  • Die Erwägung des Entschlusses.
    Fragendes Denken 5 Fragendes Handeln
    Harald Schwaetzer
  • Zersetzung von Bildung: Ökonomismus als Entwurzelung
    und Steuerung. Ein Essay
    Jochen Krautz
  • Mathematik und Bildung –
    Randnotizen zu einem klassischen Thema
    Gregor Nickel
  • Mensch und Natur in der Antike
    Wolfgang Christian Schneider
  • Nachhaltigkeit, Bildung und Philosophie:
    eine obligatorische Trias im cusanischen Geist
    Jürgen H. Franz
  • Verantwortungsbewusstes Unternehmertum
    und die Aufgaben der Bildung
    Das Beispiel der Cusanus Hochschule
    Silja Graupe
  • Freie Bildung und ihre Ermöglichung –
    Das Beispiel der Cusanus Hochschule
    Silja Graupe


Vorwort

Vorwort

Am 17. Oktober 2015 beginnt die Cusanus Hochschule offiziell ihren Lehrbetrieb. Gestiftet wurde die Hochschule, die eine der wenigen freien akademischen Selbstgründungen in Deutschland darstellt, am 12. Februar 2014 von einer Gruppe von Akademikerinnen und Akademikern, Studierenden und Bürgerinnen und Bürgern. Ihre staatliche Anerkennung und ihre Gründung fallen in den Mai 2015.
Die Intention der Hochschulgründung liegt in der Einsicht, dass akademische Institutionen mehr denn je gefährdet sind, keinen Raum für bestimmte und bei Zugrundelegung eines humanistischen Menschenbildes – das Wort durchaus in einem weitem Sinne genommen – unverzichtbare Formen der Bildung bieten zu können.
So ist die Entwicklung der Cusanus Hochschule stets von einer kritischen Reflexion einer zeitgemäßen Auffassung von Bildung begleitet gewesen und muss es ihrem eigenen Verständnis nach sein. Gegenstand dieser Reflexion ist die Frage, wie ein Ort, eine „Werkstätte neuen philosophischen und ökonomischen Denkens und Handelns“, insbesondere in der Landschaft der akademischen Bildung als sich selbst gestaltend-entwickelnder zu existieren vermag. Da die Cusanus Hochschule als Institution sowie die Gemeinschaft und die Individuen in ihr einen solchen Bildungsprozess durchlaufen, bedarf es dieser produktiv-schöpferischen Reflexion.
Beispiel derselben möchte anlässlich der offiziellen Eröffnung des Lehrbetriebs der vorliegende Band sein. Seine Beiträge von Mitgliedern der akademischen Gründungsinitiative richten sich an die Cusanus Hochschule selbst, aber auch an ihr gesellschaftliches Umfeld. Bewusst variieren sie in Art, Stil und Inhalt, denken aus verschiedenen Perspektiven, aber in Dankbarkeit an einem gemeinsamen Grundverständnis von Bildung gestaltend.
Ein besonderer Dank geht an Dr. Lydia Fechner, welche Redaktion und Lektorat dieses Bandes übernommen hat.

Bernkastel-Kues, 29. September 2015
Silja Graupe und Harald Schwaetzer

 


Beiheft 4

Der andere Blick: Fragendes Denken zum theoretischen Rahmen der empirischen Bildungsforschung

herausgegeben von Harald Schwaetzer in Verbindung
mit Johanna Hueck und Matthias Vollet zur Eröffnung
der Cusanus Hochschule


Inhaltsverzeichnis

  • Vorwort
    Harald Schwaetzer, Johanna Hueck, Matthias Vollet

Gespräch

  • Der andere Blick: Fragendes Denken zum theoretischen
    Rahmen der empirischen Bildungsforschung.
    Ein Gespräch

Kritik

  • Zur Praxis pädagogischer empirischer Forschung.
    Eine Studie
    Volker Ladenthin
  • „Empirische Bildungsforschung“ am Ausgang
    ihrer Epoche?
    Andreas Gruschka
  • Die Macht der Messung. Wie die OECD mit PISA
    ein neues Bildungskonzept durchsetzt
    Silja Graupe, Jochen Krautz

Perspektiven

  • Was ist ein idealischer Mensch? Selbstverpflichtung
    als Norm der Erfahrung
    Harald Schwaetzer
  • Empirie und Existenz. „…dass für den Menschen
    etwas auf dem Spiele steht.“
    Johanna Hueck
  • Bildungskunst und Ökonomie
    Silja Graupe

Zu den Gesprächsteilnehmern und Autoren


Vorwort

Vorwort

Der vorliegende Band dokumentiert ein dankenswerterweise vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördertes Projekt unter dem Titel „Der andere Blick: Fragendes Denken zum theoretischen Rahmen der empirischen Bildungsforschung“, welches die Kueser Akademie für Europäische Geistesgeschichte von September 2013 bis Februar 2014 durchgeführt hat.
Wesentliche Vorarbeiten dazu hat die Kueser Akademie in den drei ersten Beiheften zur Zeitschrift „Coincidentia“ dokumentiert: „Werte-Bildung in Europa“ (Münster 2012), „Bildung und Fragendes Denken“ (Münster 2013), „BildungsFragen“ (Münster 2013).
Um den theoretischen Rahmen empirischer Bildungsforschung zu diskutieren, wurde in einem ersten Schritt ein Reader mit denjenigen relevanten Texten zusammengestellt, die sich dem Begriff der Erfahrung innerhalb dieser Forschungsrichtung selbst widmen. Dabei wurde versucht, ein möglichst breites Spektrum an Meinungen und Positionen abzubilden.
Auf dieser Grundlage traf sich eine interdisziplinäre, vor allem geisteswissenschaftliche besetzte Gruppe zu einem Gespräch über den theoretischen Rahmen der empirischen Bildungsforschung und diskutierte bewusst einen „anderen Blick“, der einen Ausblick gewährt einerseits auf methodische Desiderate der empirischen Bildungsforschung, andererseits Perspektiven und Ansätze für eine produktive Auseinandersetzung in interdisziplinärem Dialog ermöglicht. Die Abschlussdiskussion wurde aufgezeichnet. Sie bildet den ersten Teil des vorliegenden Bandes.
Aus der Reflexion dieses Gespräches ergaben sich die weiteren Beiträge des vorliegenden Bandes. Der zweite Teil ist der produktiven Kritik gewidmet. Insbesondere der gewichtige Aufsatz von Volker Ladenthin bietet eine gründliche Untersuchung zur empirischen Bildungsforschung, weist, gemäß der Methode Fragenden Denkens, auf Voraussetzungen, stillschweigende Annahmen und Desiderate hin und formuliert konkrete Handlungsempfehlungen für Wissenschaft und Bildungspolitik. Eine detaillierte Kritik von Andreas Gruschka schließt sich an. Sein Blickpunkt liegt dabei auf Phänomenen, die darauf hinweisen, dass die empirische Bildungsforschung sich methodisch abnutzt und festfährt. Silja Graupe und Jochen Krautz betten diese Diskussion in den weiteren gesellschaftlichen Horizont ein. Es wird deutlich, dass die empirische Bildungsforschung Teil einer Ökonomisierung von Bildung ist, die erstens eine Geschichte von mehr als einem halben Jahrhundert hat und die zweitens, verbunden mit einer geschichtlichen Entwurzelung, den Bereich der Bildung funktionalisiert und seiner schöpferischen Freiheit beraubt.
Der dritte Teil mit dem Titel „Perspektiven“ enthält drei weitere Beiträge. Harald Schwaetzer gibt, gleichfalls mit der Methode Fragenden Denkens, eine Analyse zur Norm empirischer Bildung. Deren Einseitigkeit ist durch Kants theoretische Philosophie bestimmt. Sie kann durch dessen Ethik, insbesondere den Gedanken der Selbstverpflichtung aufgebrochen werden. Dann ereignet sich Bildung freilich nur im Vollzug und im Dialog. Daraus ergeben sich rational begründete Handlungsvorschläge für eine bessere Bildungspolitik, die eine große Nähe zu den Überlegungen der „realistischen Wendung“ Heinrich Roths aufweisen, aber auch zu den Aufgaben und Kritikpunkten Ladenthins. Johanna Hueck nimmt die Wendung von der theoretischen zur praktischen Philosophie anhand des Neukantianers und Existenzphilosophen Heinrich Barth auf und entwickelt von ihm her differenzierte methodische Ansätze einer hermeneutisch gestützten Phänomenologie für einen
dialogisch und prozessual verstandenen Bildungsbegriff. Silja Graupe führt diese Linie weiter aus, indem sie im historischen Ausgang von Robert Zimmermann die Begriffe der Bildekunst, Bildungskunst und Bildenden Kunst auf ein zeitgemäßes Konzept von Hochschule bezieht.
So entstehen Konturen einer praktischen und produktiven empirischen Bildungsforschung – freilich eines anderen als des gegenwärtig maßgeblichen Zuschnitts und gewonnen von einem „anderen Blick“ her.

Zu Mariä Lichtmess 2014
Harald Schwaetzer, Johanna Hueck, Matthias Vollet

 


Beiheft 3

BildungsFragen

herausgegeben von Harald Schwaetzer


Inhaltsverzeichnis

  • Vorwort
    Harald Schwaetzer

Thesen Kueser Gespräche

  • Gesellschaftlicher Wandel durch soziale Teilhabe.
    Thesen der 4. Kueser Gespräche
    Harald Schwaetzer

Problembeispiel Fukushima

  • Ursachen der Katastrophe von Fukushima – eine
    philosophische Überlegung
    Kazuhiko Yamaki
  • Orte der Technik. Fukushima im Spiegel der
    modernen japanischen Philosophie
    Silja Graupe
  • Ein seinsgeschichtlicher Deutungsversuch der Atompolitik
    Japans und Deutschlands nach Fukushima
    Tilman Borsche
  • Das Rechnen mit dem Äußersten. Die zynische Ökonomie
    der japanischen Tragödie
    Karl-Heinz Brodbeck
  • Zweckmäßige Täuschungen – zur Philosophie
    der Katastrophe
    Karl-Heinz Brodbeck
  • Fragefelder
    Harald Schwaetzer

Schwerpunkt Bildung

  • Ästhetische Bildung im Weltbezug. Personale
    Kunstpädagogik und relationale Didaktik
    Jochen Krautz
  • Befähigt und behindert – Fähigkeiten und Beschränkungen
    aus der Perspektive von Psychologie und Heilpädagogik
    Bernhard Schmalenbach
  • Bildungs-Fragen
    Bernhard Vogel, Uwe Urbschat, Mathias Wais

Zu den Personen


Vorwort

Vorwort

Der vorliegende Band verbindet mehrere Projekte.
An erster Stelle bietet er die vorbereitenden Thesen für die 4. Kueser Gespräche, die am 30. Mai 2014 in Bernkastel-Kues stattfinden werden. Das Thema der Gespräche lautet „Gesellschaftlicher Wandel durch soziale Teilhabe“. Es führt damit die drei vorigen Gespräche weiter: 2008 zur Europa-Frage, 2010 zum interreligiösen Dialog und 2012 zur Bildung.
Bereits die Erarbeitung des Themas „Bildung“ erfolgte im Rahmen des dankenswerterweise vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projektes „Werte-Bildung in Europa“. Der vorliegende Band schließt dieses Projekt ab. Nach „Werte-Bildung in Europa“ (Coincidentia, Beiheft 1) und „Bildung und Fragendes Denken“ (Coincidentia, Beiheft 2) widmet er sich zwei nur scheinbar weit auseinanderliegenden Feldern: der Katastrophe von Fukushima und Ansätzen in der Bildung im Bereich Kunst- und Heilpädagogik.
Gleich nach der Katastrophe von Fukushima hat die Kueser Akademie ein Forum auf ihrer Homepage eingerichtet und von Anfang an bis heute kontinuierlich Wesen und Folge dieses Ereignisses reflektiert. Zuletzt war Prof. Dr. Kazuhiko Yamaki von der Waseda-Universität, Tokyo, im März dieses Jahres an der Kueser Akademie und der Cusanus Hochschule in Gründung, um seine Thesen zu den gesellschaftlichen Ursachen der Katastrophe zu diskutieren. Der Schwerpunkt des Heftes dokumentiert diese Diskussion auch in ihrer Entwicklung in den letzten Jahren. So sind die Beiträge von Karl-Heinz Brodbeck und Harald Schwaetzer unmittelbar in den Tagen der Katastrophe entstanden; die Aufsätze von Kazuhiko Yamaki, Tilman Borsche und Silja Graupe sind jüngeren Datums.
An ihnen wird deutlich, dass gesellschaftlicher Wandel nicht mehr ohne Einbezug der Natur als eines eigenständigen Partners und Mit-Trägers dieses Wandels gedacht werden kann. Die Thesen der Kueser Gespräche nehmen diese Einsicht auf.
Ein solches Verständnis verlangt aber zugleich auch eine geänderte Anthropologie. Praktisch gesprochen: eine andere Form von Bildung. Auf der Grundlage dessen, was in den diesem Band vorausgehenden Publikationen erarbeitet ist, scheint es sinnvoll, Kunst- und Heilpädagogik als paradigmatische Disziplinen für eine andere Form von Bildung zu wählen, deren Umrisse in den Thesen zu den 3. Kueser Gesprächen positiv beschrieben worden sind. Auch die Ergebnisse dieser Beiträge sind in die Thesen zu den 4. Kueser Gesprächen eingeflossen. Jochen Krautz und Bernhard Schmalenbach, die beide an dem Projekt beteiligt waren, sei herzlich für ihre Beiträge gedankt. Mathias Wais und Uwe Urbschat haben dankenswerterweise auf unsere Bildungsfragen hin einige Hinweise gegeben, die praktische Beispiele dafür bieten, wie ein solcher Bildungsansatz in einer gelebten Biographie zum Ausdruck kommt.
So ist es keine zufällige Zusammenstellung, sondern eine systematische Aussage, die mit diesem Band getroffen ist: Gesellschaftlicher Wandel und soziale Teilhabe zeigen sich als Problemstellung in der Katastrophe von Fukushima und ihre Lösungsansätze stammen aus geisteswissenschaftlichen, künstlerischen und heilpädagogischen Disziplinen. Die Grundfrage des Bandes lässt sich so umschreiben: Wie wird Bildung heilend, damit Gemeinschaft gelingt?
Ein besonderer Dank gilt PD Dr. Kirstin Zeyer für die Redaktion dieses Bandes.

Ostern 2014
Harald Schwaetzer

 


Beiheft 2

Bildung und Fragendes Denken

herausgegeben von Harald Schwaetzer


Inhaltsverzeichnis

  • Vorwort
    Harald Schwaetzer
  • Fragendes Denken – was ist das? Eine Einführung
    Harald Schwaetzer
  • Werte-Bildung in Europa. Ein zweites Gespräch
  • Zur Geste des fragenden Denkens in der Moderne
    Claus-Artur Scheier
  • Eine kleine Überlegung über wesentliche Eigentümlichkeiten
    für das fruchtbare Zustandekommen
    des pädagogischen Gesprächs –
    in Anlehnung an Konfuzius‘ „Gespräche“ (Lun-yu).
    Kazuhiko Yamaki
  • Die ostasiatische Tradition des Lernens.
    Eine etymologische Überlegung
    mit einem Beispiel aus Lun-yu
    Hiroko Masumoto
  • Interpretation als Dialog.
    Votum für eine strukturale Hermeneutik.
    Henrieke Stahl
  • Ökonomische Bildung: Die geistige Monokultur
    der Wirtschaftswissenschaft und ihre Alternativen
    Silja Graupe
  • Fragendes Denken im Verstehen und Begleiten
    unter biographischer Perspektive – eine Skizze
    Bernhard Schmalenbach
  • Fragend & denkend – Vom Streben nach kommunikativer
    Meisterschaft. Ein essayistischer Versuch
    Michael Schellberg
  • Widerständige Bildung – fünf Felder Fragenden Denkens
    Harald Schwaetzer

Zu den Gesprächsteilnehmern und Autoren


Vorwort

Vorwort

Der vorliegende Band vereint zwei formal unterschiedliche, der Sache nach aber zusammengehörige Projekte.
Auf der einen Seite bietet er die Diskussion, welche den zweiten Teil des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützten Projektes „Werte-Bildung in Europa“ enthält. Die erste Diskussion ist bereits unter dem Titel „Werte-Bildung in Europa“, von Harald Schwaetzer und Matthias Vollet herausgegeben, als Beiheft 1 der „Coincidentia“ im Jahre 2012 erschienen. Die zweite Diskussion ist das Ergebnis einer Tagung vom 15. bis zum 17. Juni 2012 an der Kueser Akademie für Europäische Geistesgeschichte in Bernkastel-Kues. Diese Tagung fand zugleich in Verbindung mit den 3. Kueser Gesprächen statt, welche gleichfalls dem Thema der Bildung gewidmet waren. Sie sind mit dem Hauptbeitrag von Dr. Wolfgang Thierse inzwischen unter dem Titel „Bildung. Das Erbe des Nikolaus von Kues“ von Ulf Hangert, Wolfgang Port und Karl B. van Lier publiziert (2012). Darin enthalten ist auch eine Podiumsdiskussion, auf die in der Diskussion im vorliegenden Band gelegentlich Bezug genommen wird.
Gleichfalls zu diesem Projekt gehört der längere Beitrag von Harald Schwaetzer am Schluss des Bandes. Er bündelt, aufruhend auf den beiden Diskussionen und den Thesen zur Bildung, die bereits nach der ersten Tagung im genannten Band vorgelegt worden sind, sowie auf den weiteren Beiträgen des Bandes fünf Felder Fragenden Denkens, die der konkreten Bearbeitung bedürfen, weil auf ihnen im Moment Bildungsentscheidungen getroffen werden, die nicht als vor dem Horizont der europäischen Geistes- und Kulturgeschichte reflektiert ausgewiesen werden können und deren Behandlung eine der Voraussetzungen dafür sein dürfte, in einigen Jahren richtige Fragen stellen zu können.
Zugleich bedient sich der genannte Aufsatz der Methode des Fragenden Denkens. Sie ist Gegenstand des zweiten Projekts. Martin Thomé, Harald Schwaetzer und Henrieke Stahl haben bereits 2007, dankenswerterweise gefördert von der Gerda Henkel Stiftung, eine kleinere Gesprächstagung in einem offenen Format dazu durchgeführt. Wiederum dank der Großzügigkeit der Gerda Henkel-Stiftung, insbesondere von Herrn Dr. Hanssler, konnte vom 17. bis zum 19. August 2012 eine Fortsetzung an der Kueser Akademie für Europäische Geistesgeschichte stattfinden. Die Methode des Fragenden Denkens, die im einleitenden Beitrag aphoristisch vorgestellt wird, fußt dabei auf der Einsicht, dass Erkennen eine Form des Handelns ist (und steht damit natürlich in guter philosophischer Tradition). Als sie das erste Mal bedacht wurde, gab es beispielsweise die Kueser Akademie für Europäische Geistesgeschichte noch nicht, und das Fortdenken der Methode hat nicht zuletzt wesentlich dazu beigetragen, die Akademie ins Leben zu rufen und ihr ein methodisches Profil zu geben.
Aus der genannten Tagung vom August 2012 heraus sind nun die in diesem Band abgedruckten Beiträge entstanden. Claus Artur Scheier wendet das Fragende Denken auf die europäische Geistesgeschichte selbst zurück. Nach dieser Rückbesinnung auf die eigene Wurzel folgen zwei Beiträge von Kazuhiko Yamaki und Hiroko Masumoto, die sehr konzentriert und an einem Beispiel die Methodik Fragenden Denkens aus der östlichen Tradition heraus beleuchten. Die folgenden drei Beiträge (Henrieke Stahl für die Literaturwissenschaft, Silja Graupe für die Wirtschaftswissenschaft und Bernhard Schmalenbach für die Heilpädagogik) geben Anwendungsbeispiele der Methode für bestimmte akademische Disziplinen und zeigen damit Originalität und Leistungsfähigkeit derselben. Es wird daran auch deutlich, dass es nicht um eine genormte Methode geht, sondern dass Fragendes Denken sich selbst je aus der Beziehung her konstituiert. Eine außerakademische Perspektive nimmt der Beitrag von Michael Schellberg ein.
Zu danken ist vor allem den beiden schon genannten Förderern, der Gerda Henkel Stiftung und insbesondere dem Bundesministerium für Bildung und Forschung. Dank gebührt darüber hinaus dem Geschäftsführer der Kueser Akademie, Herrn Dr. Matthias Vollet.

Epiphanias 2013
Harald Schwaetzer

 


Beiheft 1

Werte-Bildung in Europa

herausgegeben von Harald Schwaetzer
und Matthias Vollet


Inhaltsverzeichnis

  • Vorwort
    Harald Schwaetzer / Matthias Vollet
  • Literatur zu den „Kueser Gesprächen“
  • Bildung. Thesen zu den 3. Kueser Gesprächen
  • Cusanische Bildung
    Harald Schwaetzer
  • Werte-Bildung in Europa – ein Gespräch
  • Zu den Gesprächsteilnehmern


Vorwort

Vorwort

Der vorliegende Band hat eine doppelte Natur.
Auf der einen Seite stellt er eine Zwischenbilanz dar. Er ist Teil eines Projektes „Werte-Bildung in Europa“ an der „Kueser Akademie für Europäische Geistesgeschichte“, für dessen Förderung ein herzlicher Dank an das Bundesministerium für Bildung und Forschung geht. Das Projekt erlaubt es den an ihm Beteiligten, in einem grundsätzlichen Sinne die Frage zu stellen, was mit Bildung gemeint sein könnte und was für eine Bildung die Situation der Zeit erfordert.
Der Leser hält den überarbeiteten, an manchen Stellen mit Fußnoten versehenen Mitschnitt eines Gesprächs in Händen, welches ein dreitägiges Kolloquium im Dezember 2011 beschloss. In diesem Gespräch ging es vor allem um die Basis des Bildungsbegriffes aus europäischer Sicht; synchrone und diachrone Betrachtungsweisen durchdringen sich ebenso, wie die Perspektiven verschiedener Disziplinen sich ergänzen. Seine Fortsetzung findet der Austausch über Begriff und Wirklichkeit der Bildung im Juni 2012; dort steht die außereuropäische Perspektive auf den europäischen Bildungsbegriff im Zentrum.
Verbunden ist dieser zweite Austausch mit den „3. Kueser Gesprächen“, die sich gleichfalls dem Thema der Bildung widmen. Die Veranstalter der „Kueser Gespräche“, Stadt und Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues, die Konrad-Adenauer-Stiftung und, als wissenschaftlicher Partner, die „Kueser Akademie für Europäische Geistesgeschichte“, widmen sich mit den „Kueser Gesprächen“ aktuellen Fragen im Spannungsfeld von Religion, Staat und Gesellschaft.
Die „3. Kueser Gespräche“ stehen in einem organischen Zusammenhang mit den vorhergehenden Gesprächen. In den „1. Kueser Gesprächen“ stand das Thema „Europa“ im Mittelpunkt; die Überlegungen des Hauptreferenten Dr. Hans-Gert Pöttering, damals Präsident des Europäischen Parlaments, machten deutlich, dass es die Frage nach einer geistigen Identität Europas ist, insbesondere mit Blick auf eine gemeinsame Sozialphilosophie und Ethik, welche zu beantworten entscheidend für das Schicksal Europas sein wird.
Ausgehend von diesem Befund wählten die „2. Kueser Gespräche“ das Thema des interkulturellen Dialogs, da an ihm exemplarisch das Problem einer dynamischen, in permanenter Diskussion mit anderen befindlichen kulturellen Identität aufscheint. Frau Bundesministerin Prof. Dr. Annette Schavan wies in ihrem Beitrag darauf hin, dass eine Behandlung dieser Frage die weitere nach der Bildung nach sich ziehe, und zwar unter explizitem Einschluss des Zusammenhangs von europäischer Identität, Bildung und Spiritualität. Auf dieser Grundlage widmen sich die „3. Kueser Gespräche“ dem Bildungsverständnis.
Die „Kueser Akademie für Europäische Geistesgeschichte“ legt für die „Kueser Gespräche“ jeweils Thesen vor, die sie als Extrakt einer wissenschaftlichen (und zwar in diesem Falle der genannten) Diskussion im Anschluss an Nikolaus von Kues formuliert. Diese – kurz gefassten – Thesen eröffnen den vorliegenden Band, kommentiert von einem Beitrag, der den Bezug der Thesen zum Denken des Nikolaus von Kues verdeutlicht. Die Thesen wurden in Konzentration und Verdichtung des Gesprächsprozesses gemeinsam von Teilnehmern entwickelt. Deswegen sind sie auch von mehreren stellvertretend unterzeichnet.
Dass die Überlegungen zur Bildung so schnell erscheinen konnten, verdankt sich der guten Zusammenarbeit der Beteiligten. Namentlich gedankt sei Frau Christiane Bacher, M.A., von der Kueser Akademie für Europäische Geistesgeschichte, und Frau Jenny Detro, M.A., vom Institut für philosophische und ästhetische Bildung der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft, Alfter, für die Unterstützung der Drucklegung. Dank gilt auch dem Freund und Kollegen Wolfgang Christian Schneider als Geschäftsführendem Herausgeber der Zeitschrift „Coincidentia“ sowie Frau Dr. Kirstin Zeyer, der Redakteurin der Zeitschrift, und August Herbst, wissenschaftlicher Mitarbeiter der „Kueser Akademie“. Für eine finanzielle Unterstützung auch für die Publikation sei nochmals dem Bundesministerium für Bildung und Forschung unser Dank ausgesprochen.

Bernkastel-Kues, 21. Mai 2012
Harald Schwaetzer und Matthias Vollet