Band 16/1 – 2025
Gr
undlegende Erfahrungen
herausgegen von
Harald Schwaetzer und Kirstin Zeyer
Inhaltsverzeichnis Buchbesprechungen Vorschau auf das kommende Heft Die Autoren Vorwort GRUNDLEGENDE ERFAHRUNGEN „Möchten sich doch viele finden, deren Geist ihr ganzes Leben hindurch die beständige Richtung behielte, nur den Menschen zu beobachten!“ „Wer sich zum eigentlichen Beobachter des Menschen bilden wollte, der müßte von sich selbst ausgehen“.[1] Karl Philipp Moritz hat mit seinem Magazin für Erfahrungsseelenkunde[2] von 1783 bis 1793 ein zehnbändiges Werk geschaffen, um sich in aller Vielschichtigkeit, aber auch gedanklicher Durchdringung grundlegenden Erfahrungen des Seelischen zuzuwenden. Leider ist dieses Unterfangen einer Selbstbeobachtung zur Vergewisserung bis auf wenige Ansätze einer Ersten-Person-Forschung heute kaum noch in der Psychologie zu finden.[3] Da mag es die Aufgabe der Philosophie sein, auf grundlegende Erfahrungen im Sinne einer Erfahrungsseelenkunde hinzudeuten. Unter den „vielen“, die sich Moritz wünschte, stellen die Beiträge des vorliegenden Heftes nur Brosamen dar, aber sie wollen doch im Ganzen die Bedeutsamkeit eines solchen Anliegens bewusst machen. Die Beiträge dieses Heftes bilden keine geschlossene Einheit. Sie greifen je für sich aus auf bestimmte Hinsichten und methodische Fragen einer solchen Erfahrungsseelenkunde. Laienphilosophie und Redekunst. Hildegard von Bingen und Nikolaus von Kues von Harald Schwaetzer weist ebenso wie der folgende Beitrag von Wolfgang Christian Schneider mit dem Titel Die revolutionäre, ‚wilde‘ Frömmigkeit und der kognitive Wandel in der Zeit der religiösen Aufbrüche und der Bauernkriege um 1500 auf die im späten Mittelalter und früher Neuzeit waltende differenzierte Vielschichtigkeit des mystischen Erlebens hin; dieses Erleben, so zeigt vor allem Schneider, wird nicht mehr einfach nur rational strukturiert, sondern es ist gerade die Aufgabe der Phantasie, der menschlichen Seele in sich und ihren Erfahrungen Orientierung zu geben.[4]
Jan Kerkmann blickt aus einer anderen Perspektive auf dieselbe Schicht der Seele. In Aus dem Bösen geboren? Ein systematischer Vergleich zwischen Augustinus’ Erbsündenlehre und Schellings Begründung intelligibler Freiheit geht es ihm um ein Bedenken der Frage des Bösen im Spannungsfeld der beiden großen Denker der Spätantike und des Deutschen Idealismus. Mit Von Wittgenstein lernen: Wittgensteins Kulturkritik und ein Blick auf unsere Zeit umkreist Moritz René Pretzsch dieselbe Tiefe der Seele, die aus dem ihr eigenen Logos stammt, wie Heraklit einmal bemerkt. Wittgensteins Bedenken der Grenzen der Wissenschaft und der Weite des Denkens gelten ihm als bedenkenswerte Reflexionen angesichts einer eher auf einen eingeschränkten Wissenschaftsbegriff einseitig bauenden Gegenwartsgesellschaft. Wenig überraschend, kann sinnvoll auf diese vier auf ihre Weise zusammengehörenden Beiträge ein Reflexionsschritt folgen, wie ihn Michael Lewin in Philosophie der Orientierung in der Philosophie vornimmt. Die Bewusstwerdung der eigenen Situiertheit sei die Voraussetzung für die Einsicht, dass man sich immer schon orientiert hat. Der Erhellung der grundlegenden Erfahrungen der Modi von Orientierung widmet sich im Anschluss an Stegmaiers Philosophie der Orientierung sein Beitrag. Die Würde des Mount Everest: Eine philosophische Untersuchung des Bergsteigens, des Massentourismus und der Rechte der Natur von Henrieke Balzer lässt zum Abschluss eine Nachwuchswissenschaftlerin zu Worte kommen. Der Aufsatz ist das Ergebnis einer bei Kirstin Zeyer und Thilo Wesche im Wintersemester 2023/24 an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg verfassten BA-Arbeit. Der Beitrag weist auf die Notwendigkeit einer neuen Naturphilosophie hin, welche die Wesenhaftigkeit der Natur wiederum als grundlegende Erfahrung ins Spiel bringt. Harald Schwaetzer, Kirstin Zeyer
Harald Schwaetzer, Kirstin Zeyer
und Nikolaus von Kues
Harald Schwaetzer
Wandel in der Zeit der religiösen Aufbrüche und der
Bauernkriege um 1500. Der Eigenwert des je Besonderen
in seiner Dynamik
Wolfgang Christian Schneider
zwischen Augustinus’ Erbsündenlehre und Schellings
Begründung intelligibler Freiheit
Jan Kerkmann
und ein Blick auf unsere Zeit
Moritz René Pretzsch
Michael Lewin
Untersuchung des Bergsteigens, des Massentourismus
und der Rechte der Natur
Henrieke Balzer
im Grundriss. Bd. 1-7; Bd. 4: Biologie, Naturgeschichte, Neurowis-
senschaft. Paderborn 2023
Kirstin Zeyer
augustinische Liebesbegriff als Prinzip des politischen Handelns
im liberal-demokratischen Rechtsstaat. Paderborner Theologische
Studien 61. Sankt Ottilien 2023
Harald Schwaetzer
zwischen Früh- und Postmoderne. Baden-Baden 2023
Markus Riedenauer
tate Rosaceae Crucis chaos (1619). De curiositatis pernicie syntagma
(1620). Bearbeitet, übers. u. komm. von Frank Böhling und Wilhelm
Schmidt-Biggemann. Johann Valentin Andreae: Gesammelte Schrif-
ten. Hg. v. Frank Böhling, Bernd Roling u. Wilhelm Schmidt-Bigge-
mann. Band 13. Stuttgart-Bad Cannstatt 2024
Harald Schwaetzer
und das Ende des Menschlichen. Weilerswist 2024
Harald Schwaetzer