Rückblick Vortrag Prof. Dr. Marcelo López Cambronero

„Digital Human in a New Space and a New Time“ – beim 3. Vortrag unserer EDIKINT-Reihe: „Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und menschliche Entscheidung“ zeigte Prof. Dr. Marcelo López Cambronero eine lange historische Entwicklung des Materialismus auf, die im aktuellen Digitalen Zeitalter in die Totalität des Überkonsums führt.

Der Vortrag von Prof. Dr. Marcello López Cambronero ging der Frage nach, wie die Digitalisierung und insbesondere das Internet – als Kulminationspunkt einer historischen Entwicklung, die als Konsum-Orientierung spätestens in der 1. Hälfte des 20. Jahrhundert ihren Anfang nahm – menschliche Interaktion und Kommunikation sowie das gesellschaftliche Leben beeinflussen. Welche neuen Optionen und Chancen öffnen die digitalen Medien uns Menschen über alle geographischen und biographischen Grenzen hinweg? Wo droht die Digitalisierung lebendige Kommunikation zu verdrängen und zum einem Terror des totalen Konsums zu führen?

Der Digitale Mensch in einem neuen Raum und einer neuen Zeit

Prof. Dr. Marcello López Cambronero betonte zunächst das fundamental Umwälzende, das wir mit der Digitalisierung erleben. Wir leben nicht nur in einer Zeit, in der sich neue digitale Techniken stark verbreiten. Er betonte, dass mit dieser technologischen Entwicklung eine ganz besonders starke gesellschaftliche Veränderung einhergehe. Als „digitale Menschen“ leben wir in einer „Neuen Zeit“ oder besser gesagt sogar in einer „Neuen Ära“. Wir müssen uns bewusst sein, dass wir mit der Digitalisierung heute über die zweitgrößte Transformation in der Geschichte der Menschheit nachdenken. 

Digitalität als Überkonsum

Höhepunkt in der Argumentation und Darstellung von Prof. Dr. Marcello López Cambronero waren seine Überlegungen zum sogenannten Überkonsum. Zunehmender Materialismus und Konsum sind Tendenzen, die wir schon seit langer Zeit, parallel zur immer dominanteren Präsenz des Kapitalismus, beobachten. Im digitalen Medium erlangt diese Konsum-Orientierung eine wesentliche Entgrenzung. Histrorisch erstmalig steht den Menschen mit dem Digitalen ein unbegrenztes, weil virtuelles, Angebot an Konsumgütern zur Verfügung. Begrenzten früher äußere Ressourcen oder die menschliche Aufnahmefähigkeit den Konsum, ermöglicht der digitale Stream der Inhalte und Affekte ein unbegrenztes, vollständiges und überwältigendes Konsumerlebnis. Der Mensch löst sich auf hin zu einer Projektionsfläche immer neuen Contents. Er wird darin zum Avatar seiner selbst.

In der anschließenden Diskussion erwies sich diese Zuspitzung in der Bewertung des Digitalen als ein äußerst fruchtbarer Impuls. Dabei wirkte die Mahnung von Marcello López Cambronero, nicht voreilig in eine Verurteilung dieser historischen Entwicklung zu verfallen, als sehr hilfreich. Durchaus skeptisch, nicht aber voreilig urteilend wurde die Radikalität der Digitalen Revolution und ihre Wirkung auf den Menschen diskutiert.